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Beitrag vom 14.11.2025
38. Jüdische Kulturtage Berlin 2025
AVIVA-Redaktion
Vom 13. bis 23. November 2025 lädt die Jüdische Gemeinde zu Berlin ein, das facettenreiche jüdische Kulturleben zu entdecken. Die zehn Festivaltage stehen unter dem Motto "Atid" – Zukunft.
"Atid" – Zukunft
In diesem Zusammenhang bedeutet der Begriff mehr als nur eine zeitliche Perspektive – trotz aller Widrigkeiten steht er gleichermaßen für Hoffnung, Verantwortung und Vertrauen in das, was kommen wird. Dieses bedeutende Vertrauen in eine gestaltbare, positive Zukunft zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Programm, das mit 35 Einzelveranstaltungen ein Forum des Zusammenkommens und Kennenlernens bildet und damit gleichbedeutend ist mit einem Schritt in die Zukunft. Atid erinnert uns daran: Die Zukunft beginnt jetzt. Und sie trägt Hoffnung in sich.
Dies spiegelt sich im Eröffnungskonzert "Let My People Grow" wider, das die jüdische Geschichte anhand bekannter Hollywood-Filmmusiken nachzeichnet. Unter der Leitung von Igor Budinstein spielt das Berliner Sinfonieorchester Auszüge aus Oscar-prämierten Hollywood-Filmen, während die speziell für diesen Abend konzipierte Musik und die visuellen Elemente in einen künstlerischen Dialog mit der Choreografie von Evgeny Kozlov treten. Das Ergebnis ist ein sehr lebendiges Bild bedeutender historischer Etappen im jüdischen Leben.
In den folgenden Tagen werden Aspekte davon in Lesungen in der Staatsbibliothek Unter den Linden aufgegriffen, wo beispielsweise Leon de Winter seinen neuen Roman vorstellen wird. Das Filmprogramm, das wie in den Vorjahren vom israelischen Filmfestival Seret kuratiert wird, gibt einen Einblick in das zeitgenössische israelische Kino.
Im Rahmen des Bühnenprogramms geben die Weltmusikgruppe Yamma Teimann und die sozialkritische israelische Hip-Hop-Gruppe Hadag Nachash ihr Debüt bei den Jüdischen Kulturtagen Berlin. Die Jazzlegende Avishai Cohen und der herausragende US-amerikanische Stand-up-Comedian Modi kehren hingegen zurück.
Dr. Gideon Joffe, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin: "Mit unseren Kulturtagen möchten wir die unglaubliche Vielfalt der jüdischen Kultur präsentieren und alle Berliner einladen, auch in diesem Jahr wieder die jüdische Kultur und das jüdische Leben kennenzulernen."
Avi Toubiana, künstlerischer Leiter, über das Festival: "Das diesjährige Motto lautet "Atid" – das hebräische Wort für Zukunft, dessen Aspekte wir in vielen Veranstaltungen und in verschiedenen Formaten beleuchten werden. In diesem Zusammenhang blicken wir auch auf den 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zurück."
Part des Eröffnungskonzerts am 13. November um 19 Uhr in der Synagoge Rykestraße ist eine Uraufführung einer neuen symphonischen Fassung der Hatikvah mit Solistin Agam Berger (Violine)
Agam Berger wurde am 7. Oktober 2023 nahe der Grenze zum Gazastreifen, beim Militärposten Nahal Oz, von der Hamas entführt und mehr als 480 Tage festgehalten. Sie war 19 Jahre alt. Seit ihrer Kindheit ist die Violine ihr engster Begleiter – mit acht Jahren begann sie zu spielen und entwickelte früh eine besondere musikalische Begabung. In ihrer Gefangenschaft bewahrte sie sich trotz unvorstellbarer Umstände ihre innere Stärke und ihren Glauben, sie wehrte sich gegen das Brechen des Schabbats und fand Halt in Gebet und Spiritualität. Ende Januar 2025 wurde sie befreit und nach Israel zurückgebracht, wo ihre Rückkehr als ein Symbol von Hoffnung und Standhaftigkeit aufgenommen wurde.
Für die Jüdischen Kulturtage Berlin wird ihr nun eine besondere Ehre zuteil: Der israelische Komponist Gadi Yaar hat eigens für Agam Berger eine neue symphonische Fassung der Hatikvah geschaffen, für Violine solo und Orchester. Dieses Werk ist ihr persönlich gewidmet und wird in Berlin als feierliche Uraufführung erstmals erklingen.
Agam Berger wird eine 130 Jahre alte Violine spielen, die einst einem jüdischen Musiker gehörte, der im Holocaust ermordet wurde. Sie erhielt die Geige im Frühjahr dieses Jahres von Tzachi Beck, der diese vor Jahren restauriert, aber aus Respekt nicht genutzt hatte: "Am Internationalen Frauentag geht diese Geige an eine unglaubliche Frau und wahre Überlebenskünstlerin, die dafür sorgen wird, dass ihr Klang niemals verklingt."
Es war der Wunsch des Schofar-Solisten des Konzerts, des international gefeierten israelischen Künstlers Bar Zemach, Agam Berger als Künstlerin einzuladen und ihr eine besondere Ehre zu erweisen, in Solidarität mit allen Geiseln und als Ausdruck humanistischer Werte, für die die Jüdischen Kulturtage stehen. Umgesetzt wird dieser Wunsch mit all seinen logistischen Herausforderungen von Avi Toubiana und seinem Team. Toubiana: "Es ist uns eine große Ehre, Frau Berger dabei zu haben. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, ihre Geschichte zu erzählen. Damit dies nie vergessen wird. Unser Dank gilt ihr."
Mehr Informationen zum Programm unter:
www.juedische-kulturtage.org